Im Optionalen Lernangebot (OLA) „Wolf“ in der Berufsfachschule Sozialpädagogische Assistenz bei Frau Verthein haben wir uns auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Thema Wolf beschäftigt. So haben wir zum Beispiel den Wolf und den Hund verglichen, Märchen mit dem Wolf als Hauptfigur behandelt und uns Zeitungsartikel zu diesem Thema angeschaut. Wir haben den Wolf gezeichnet, Pfotenabdrücke, Masken und Wölfe gebastelt und zum Abschluss einen Wolfsberater zu uns eingeladen.
Am Mittwoch den 23.05.2018 hatten uns Herr Tripp und Herr Mischke in der OLA besucht. Herr Tripp ist Waldpädagoge bei den Niedersächsischen Landesforsten (NFL) im Forstamt Göhrde und Wolfsberater für das Ministerium für Umwelt (MU). Herr Mischke begleitete ihn, er absolviert seinen Vorbereitungsdienst im Forstamt Göhrde und interessiert sich für die Waldpädagogik. Die Landesforsten bieten unter anderem Waldpädagogik für Schulklassen an, wie z.B. Jugendwaldansätze, Erlebnis- und Projektklassenfahrten, sowie das Projekt Waldwildnis.
Zu Beginn schauten wir uns einen Film von Sebastian Körner an, er ist Wildbiologe und Wolfsfilmer in der Lausitz. Anhand der Wolfsaufnahmen erklärte uns Herr Tripp, was typisch für junge Wölfe und junge Tiere im Allgemeinen ist: Die für das Leben wichtigen Organe, wie Nase, Augen, Ohren und Pfoten entwickeln sich zuerst, sie erscheinen extrem groß im Vergleich zum Rest des Körpers. Wir konnten gut die hellen Augen und die hängende Rute erkennen. Er erklärte uns auch eine Gangart der Wölfe. Zu sehen war das gleichzeitige Eintreten der Pfoten: Die hintere Pfote tritt in die jeweilige Spur der Vorderpfote. Der Wolf benutzt den sogenannten Kreuzgang, das heißt, dass beide Gliedmaßen sich wechselseitig bewegen, linke Vorderpfote und rechte Hinterpfote gleichzeitig, dieser Gang wird zur Kraftersparnis genutzt. Wir sahen Aufnahmen von einem Tagebaugebiet in der Lausitz. Hier war zu erkennen, dass die gefilmten Tiere keine Scheu vor den großen und lauten Arbeitsgeräten haben, scheinbar haben sie sich daran gewöhnt.
https://www.georgsanstalt.de/abteilungen/persoenliche-assistenz-sozialpaedagogik/aktuelles/443-keine-angst-vor-dem-wolf.html#sigProId39e247f477
Im Anschluss beantwortete Herr Tripp einige Fragen, die wir uns im Vorfeld überlegt hatten. Hierbei erzählte er uns auch von seiner einzigen Wolfsbegegnung, die in einem Tierpark stattgefunden hatte. Dort konnte er mit einem Wolf „schmusen“. Herr Tripp ist ca.1,87m groß und der Wolf stand mit den Vorderpfoten auf seinen Schultern und hatte aus seiner Hand gefressen. Dies hatte Herr Tripp als sehr beeindruckend geschildert. Er empfiehlt, für den höchst unwahrscheinlich auftretenden Fall eines direkten Kontaktes, sich groß und stark zu machen. Er weist darauf hin, dass die Rechtslage in einem Angriffsfall schwierig sein wird, es aber ausdrücklich erlaubt sei, sich mit allen Mitteln gegen einen Angriff zu wehren. Das Notwehrrecht ist keinesfalls eingeschränkt. Hunde sollten an die Leine genommen werden, Jogger sollten ihr Laufen einstellen. Er rät den Wolf zu beobachten und sich langsam zurückzuziehen. Es sei auch keine Pauschalisierung möglich, jeder Wolf könnte anders reagieren.
Grundsätzlich regt Herr Tripp an, regelmäßig mit den Kindern zu trainieren, so dass sie im Gefahrenfall auf ein Signal mit einer Glocke oder Pfeife reagieren. Vor einem geplanten Waldbesuch sollten regelmäßig Infos über die aktuelle Lage in dem Waldgebiet eingeholt werden, z.B. mit Hilfe des Internets. Dies sollte lückenlos dokumentiert werden. Pfeffergel oder ähnliches hält er für fragwürdig, weil zu wenig über den Wolf und seine Reaktion darauf bekannt ist.
Keine Angst machen lassen, aber den Respekt vor dem Wolf behalten!
Christine Hellberg, BFAP II/1